• Obstbäume auf ihren eigenen Wurzeln (e.W. Bäume)

    Obstbäume auf ihren eigenen Wurzeln (e.W. Bäume)

    -eine

    Übersetzung aus dem Englischen von Jens Albrecht

    Dieses Projekt basiert auf der unveröffentlichten Arbeit von High Ermen, ehemaliger Mitarbeiter der Brogdale Horticultural Experimental Station.

    Er ist jetzt Rentner, züchtet aber noch neue Sorten Obstbäume.

    Hugh entdeckte, dass es diverse Vorteile gibt, wenn man Apfelbäume unveredelt auf ihren eigenen Wurzeln zieht.

    Die Vorteile sind:

    Bessere Pflanzengesundheit – obwohl die grundsätzliche Empfänglichkeit für Krankheiten nicht herabgesetzt wird

    Für die Sorte typische Entwicklung der Früchte, d.h.:

    bestmöglicher Geschmack

    höchste Lagerdauer

    typische Fruchtgröße der Art entsprechend

    beste generelle Fruchtqualität – bester Fruchtansatz bei angemessener Bestäubung

     

    Früchte von e.W. Bäumen haben mehr Samen, was auf erhöhte Fruchtbarkeit hindeutet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch der Grad an Selbstbefruchtung höher ist.

    Der einzige Nachteil dieser Bäume besteht darin, dass die Individuen der meisten Sorten wüchsiger sind, als normalerweise gewünscht. Das heißt, das die Bäume eine Menge Holz auf Kosten der Fruchtbildung erzeugen, was bedeutet das die Bäume größer werden und es länger dauert bis sie das erste Mal Früchte tragen.

    Normalerweise kontrolliert man die Wüchsigkeit durch Veredelung der entsprechenden Sorte auf eine schwachwüchsige Unterlage. Bei e.W. Bäumen werden einige andere traditionelle Techniken angewandt, um frühere Ernten zu erzielen.

    Hat die Fruchtbildung erst einmal begonnen, reduziert sich die Wüchsigkeit auf ein kontrollierbares Maß und die Energien des Baumes fließt mehr in die Bildung der Früchte.

    E.W. Bäume können genauso ertragreich sein wie andere Bäume und eignen sich besonders auf Flächen, wo Schäden durch Stürme, Tiere oder Vandalismus wahrscheinlich sind.

    Ohne eine Veredelungsstelle können die Bäume auch tiefer gepflanzt werden und mehrstämmige Bäume mit ihrer Schnittstelle unter der Erdoberfläche können schwerer entwurzelt werden.

     

     

    Die Möglichkeit diese Bäume auf den Stock zu setzen, ist auch die Grundlage für den „Niederwald – Obstgarten" (Coppice Orchard). Dieser besteht aus in Nord-Süd Richtung gepflanzten Reihen von e.W. Bäumen. Wenn sich das Kronendach des Obstgartens schließt, wird eine N-S-Reihe der Bäume auf den Stock gesetzt und die entstehenden lichten Reihen zwischen den Bäumen für den Anbau lichtbedürftiger Kulturen, wie von Gemüse genutzt, während die Reihe nachwächst. Die Zwischenkulturen können z.B. auch als Minimal- oder Nullbodenbearbeitungssysteme ausgelegt sein.

    Die Bäume auf jeder Seite der entstandenen Lichtung werden an ihren Seiten mehr belichtet und bilden so mehr Knospen.

    Im nächsten Jahr wird die übernächste N-S-Reihe auf den Stock gesetzt, um wieder eine gut belichtete Fläche zu schaffen, die Bäume mit den vielen Knospen jedoch zu schonen. Das heißt also, dass jedes Folgejahr die übernächste Reihe auf den Stock gesetzt wird.

    Diese Prozess dauert an, wobei eine Serie paralleler, geschützter und besonnter Reihen entsteht. Schließlich werden die übriggelassenen Reihen nach und nach ebenfalls auf den Stock gesetzt, dann sind aber die zuerst gefällten Reihen schon wieder nachgewachsen und geben Ertrag sowie Schutz für die nun entstehenden bebaubaren Reihen.

    Während die Bäume nachwachsen wird es bebaubare Reihen in allen Stadien der Besonnung geben. Irgendwann schließt sich das System und das der Kreislauf wiederholt sich. An diesem Punkt existieren zwischen den nachwachsenden Baumreihen Nischen für Pflanzen mit den verschiedensten Lichtansprüchen, wobei ebenfalls Möglichkeiten für die verschiedensten Landnutzungsformen entstehen. Die zeitliche Gestaltung der Umlaufdauer eines gesamten Zyklus vom Stockschlag bis zum erneuten Hochwachsen einer Reihe ist einer der vielen Aspekte, die noch praktisch erprobt werden müssen. Außerdem ist der Zyklus abhängig vom gewünschten Produkt.

     

     

    Außer Äpfeln wurden auch Pfirsiche, Hazelnüsse und Stickstoffsammelnde Bäume und Sträucher gepflanzt.

    Anstatt nur Früchte zu produzieren, kann der Niederwaldobstgarten noch eine Menge anderer Erträge hervorbringen, wie z.B. Kleinholz, Beerenobst, Gemüse, Getreide, Pilze und eventuell auch Hühner und Bienen beherbergen.

    Ein anderer möglicher Ertag könnte Wärme aus Wärmehaufen sein (nach Jean Pain), die aus Holzhäckseln und anderen organischen Abfällen des Obstgartens aufgeschichtet werden könnten. Diese Haufen kompostieren langsam und können bei einer Größe einer Garage über 15 Monate Wärmeerträge abgeben, die ein kleines Haus beheizen und mit Warmwasser versorgen könnten. Übrig bleibt ein riesiger Komposthaufen.

     

     

    Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das sagt, dass die Fruchtbarkeit den Fußstapfen des Bauern folgt. Für die Permakultur umgedeutet heißt es: Die Fruchtbarkeit folgt der Aufmerksamkeit. Im Niederwaldobstgarten ist das Potential angelegt, viele unserer Bedürfnisse aus einem einzigen System zu befriedigen. Die Produktivität sollte davon profitieren, dass unsere Aufmerksamkeit nicht zwischen Gemüsebeeten, Obstgarten und Waldland geteilt ist. Der Fruchtwechsel verhindert die Ausbreitung und Akkumulation von Krankheiten und wenn alle organischen Reste wieder ins System zurückgegeben werden, sollte sich auch die Bodenfruchtbarkeit erhöhen.

     

     

    Die Idee ist es stickstoffsammelnde, bodenverbessernde und Insektenpflanzen ins System zu integrieren. Generell sollte die Vielfalt der Fläche so hoch wie möglich sein, um Nützlinge anzuziehen und von den vielen Wechselwirkungen zu profitieren (Bsp. Vogelhäuschen, Wildbienenquartiere, Teiche...).

    Die oben erwähnten Techniken, die normalerweise ausreichend sind um eine frühe Fruchtansatzbildung zu fördern, sind folgende:

     

     

    Stickstoff und Bewässerung minimieren / vorenthalten

    Horizontales Herunterbinden 1-2 jähriger Triebe.

    Weiterhin regt Sommerschnitt die Fruchtholzbildung an, während Winterschnitt die Holzbildung anregt (= kein Winterschnitt!). Gibt es einmal Fruchtholz, kann eine normale Bewirtschaft bezüglich Wasser und Düngung der Fläche durchgeführt werden.

    Der durchschnittliche e.W. Baum kann in einer Größe gehalten werden, die einer etwas größeren MM 116 Unterlage entspricht.

     

    Leider wurden bei einer Neugestaltung der Fläche in Brogdale alle Bäume aus Hughs Versuchen gefällt.

    Das Projekt „Bäume auf eigenen Wurzeln" ist aber emsig dabei solche Bäume zu verbreiten. In ca. 1-2 Jahren hoffen wir Bäume zum kauf anbieten zu können, nachdem wir unseren Eigenbedarf gedeckt haben.

     

    Ende


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